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Der SchulWeg

Zwar als Nichtmutter, dafür aber als Anwohnerin des Schulwegs bekomme ich mit, dass Eltern ihre Kinder zur Schule fahren. Nun, das ist nicht neu und von mir aus sollen die Eltern ihren Tagesablauf dem Stundenplan anpassen und ihre Kinder von bis fahren. Es ist mir ehrlich gesagt egal. Es gibt sie aber noch, die Kinder, die ihren Schulweg mit ihren Gspändlis unter die Füsse nehmen. Ich wurde letzthin Zeugin eines Gesprächs von vier Kindern, ich schätze es waren Erst- oder Zweitklässler. Dieses Gespräch war wunderbar, da sie sich im Eifer des Gesprächs nicht bewusst waren, dass sie eine Zuhörerin hatten. Ich muss zugeben, ich habe mich königlich amüsiert über die Themen, die diskutiert wurden: das Znüni, das Turnen und auch das offensichtlich nicht beliebte Werken. Ah und dann noch die Lehrerinnen, die bekamen nämlich auch ihr Fett weg. Den chauffierten Kindern gehen diese Gespräche verloren, sie sind nicht Teil davon und werden es nie sein, denn im Momentum waren sie nicht dabei. Das ist sehr schade, denn meiner Meinung nach ist der Schulweg die eigentliche Prüfung und zwar in jeglicher Hinsicht. Blenden wir mal zurück ins Jahr 1980, da war ich 10 Jahre alt. Meinen Schulweg kann man aus der Sicht eines Kindes als lang bezeichnen, zu Fuss ungefähr 20 bis 25 Minuten. Aber jeden Tag nahmen wir diesen Weg unter unsere Füsschen. Zwei- oder gar viermal jeden Tag. Dann gab es Treffpunkte, wo andere Kinder warteten. Es brauchte keine SMS oder was auch immer, jeden Tag zur gleichen Zeit. Abgemacht war abgemacht. Und hier wiederholt sich die Geschichte immer wieder. Kinder können grausam sein auf dem Schulweg, hänseln, plagen, auflauern und sich politisch unkorrekte Dinge an den Kopf werfen. Aber man ging zusammen zur Schule, ob dicke oder mal nicht so dicke. Man lernte, Konflikte selber zu lösen und sich zu versöhnen. Der Schulweg kann aber auch mit unvergesslichen Begebenheiten in Verbindung gebracht werden. In Zweisimmen, wo ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin, gibt es eine Biskuitfabrik. Gerber Biskuits. Wenn wir eine Stunde früher Schluss hatten und in die Bahnhofstrasse einbogen, nahmen wir den Geruch wahr. So schnell uns unsere Füsse tragen konnten, stachen wir zu Gerbers und dort bekamen wir die Ausschussware der Biskuits, die man nicht verkaufen konnte. Vor dem Mittag notabene, assen wir Biskuits – der pure Genuss. Als wir schon etwas älter waren, traf man sich am Kiosk beim Bahnhof. Mit Velo oder dem dazumal hippen 30-er Töffli der Marken Piaggo, Puch-Maxi, Pony etc. Stundenlang lungerten wir beim Kiosk rum. Es hätte ja sein können, dass der- oder diejenige des Weges kam. Und so sie oder er dann des Weges kam, musste man jede ach so kleine Geste ausdiskutieren. Jaja, das war der Chat der 80er Jahre und auch der hatte an Intensität viel zu bieten, denn es war alles live! Ich denke gerade heute gerne daran zurück, es bringt mich zum Lachen. Der Schulweg scheint auch noch heute eine Reifeprüfung zu sein. Ob als Eltern oder Tante, der Schulweg bleibt einem in Erinnerung. In guter, aber vielleicht auch in schlechter Erinnerung. Er wird immer das bleiben, was er ist – ein Weg. So geht das mit der Lebenserfahrung.


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