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Apéro - die kulinarische Herausforderung

Kürzlich habe ich mich mit einem sehr guten Freund über Apéros und die damit verbundenen Schwierigkeiten unterhalten. Die Schweizerinnen und Schweizer zelebrieren den Apéro wie kein anderes Land. Und eigentlich sagt man bei uns doch das Apéro und ich weiss gar nicht so warum und deshalb lasse ich das einfach so stehen. Normalerweise, wenn man zu einem Apéro eingeladen ist, kann man sich gleich das Nachtessen schenken, denn wir kennen wirklich kein Pardon. Aber es gibt noch eine Steigerung. Weil wer gedacht hat, das Apéro sei es dann, der hat sich getäuscht. Ja, es gibt noch das Apéro riche. Und das sagt nun eigentlich alles. Und beim Apéro riche hat man nicht nur den Apéro und das Nachtessen intus, nein, Dessert und Mitternachtsbuffet kann man gleich dazurechnen.


Nun gut. Jetzt ist diese Sache mit dem Apéro ja mit gewissen Schwierigkeiten verbunden. Das heisst, beim Apéro sitzt man ja normalerweise nicht, man steht mit Teller und Glas oder Glas und Löffel oder mit diesem unchicen Clip fürs Glas und dann noch Serviette etc. Schlicht und einfach: Ich bin immer –und ich betone es – immer überfordert mit diesen Apérogeschichten. Denn es ist nicht nur dieses Stehen, man muss den Teller von einer Hand in die andere verlagern und immer wieder mal anstossen und das Glas nachfüllen lassen. Die innere, vernünftige Stimme ruft, du sollst auf Mineralwasser umstellen, du wirst nicht schlafen können, egal ob Weisswein oder Champagner. Aber das ist nur die Vorstufe, denn die eigentliche Königsdisziplin ist das Essen. Und jetzt kommt meine wirkliche Problemzone ins Spiel. Erstens esse ich nicht gerne stehend und zweitens esse ich nicht gerne Dinge, die sich in die Länge ziehen bzw. kann ich es überhaupt nicht ausstehen, wenn mir eine Sauce oder Ei oder Mayonnaise über meine Finger tröpfeln. Dann nämlich setzt bei mir so richtig der Stress ein, ich muss den Teller abstellen, das Glas ebenfalls und wehe mein Glas bekommt einen Fettfleck weg, das finde ich übel. Und dann muss ich irgendwie meine Finger putzen und dann reisst die billige Papierserviette, denn schliesslich kann man ja keine Stoffserviette auch noch in den Fingern halten und die Servietten, die so sind wie Stoffservietten aber doch nicht, finde ich grusig. Das Material kann ich nicht ertragen, denn das ist so, wie wenn man ein Holzbrettchen mit dem Handtuch abtrocknet. Ein ganz übles Gefühl und es stellt mir jedes Mal die Häärchen auf.


Rohschinken. Ich liebe Rohschinken, aber nur zu Hause. Brötchen mit Rohschinken. Da gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder man stösst das Brötchen ganz rein oder aber man versucht chic abzubeissen im Wissen, der Rohschinken zieht sich übel in die Länge. Zudem bleiben die kleinen, netten Fettdinger in den Zähnen hängen und dann wird das Pepsodentlächeln schwierig. Diese Mousses im Löffel. Der Löffel ist sehr praktisch, auch hier weiss man nicht so genau, ob weg damit oder doch ein bisschen so über den Löffel fahren, als würde man den Brei für das Kleinkind abstreichen, damit man diesen einfach nur noch einschieben kann. Minisandwiches sind auch übel, auch hier gilt die Devise «alles oder nichts». Und auch so ein fieser aus den 90er-Jahren – Schinkengipfel und Käsekuchen. Jaja, da verbrennt es einem so richtig den Mund, die Zunge und den Rachen und man spürt gar nicht mehr, was man eigentlich isst. Wenn schon 90er, dann bitte Chips und Erdnüsse.

Was wir immer wieder vergessen, wir stehen ja unter Beobachtung. Und just in diesen Momenten kommt jemand auf uns zu und will Händeschütteln. Ich kann es drehen und wenden, es bleibt eine üble Geschichte für mich.


Deshalb.


Deshalb Mut zur Lücke. Ich trinke gerne ein Bier und verdrücke so elegant wie möglich eine Brezen. Ideal, und zudem bleibt weder etwas hängen noch klemmen, noch sind die Hände versaut.


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