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Comeback

Im Sport sind Comebacks momentan sehr en vogue. Mit 40 oder fast 40 oder um die 40, was auch immer, nach dem goldenen Rücktritt, der notabene unter grossen Tränen angekündigt wurde und im Jammertal von grosser, innerer Leere und kaputten Gelenken und Lustlosigkeit (ja, die gibt es im Sport offensichtlich auch) und was auch immer, verschwindet man von der grossen Bühne der Sportwelt.

Und dann, dann braucht es einen Plan und meist fehlt dieser Plan und dann schwemmt man wie so eine Welle an den grossen Strand und merkt, die Lichter sind auf jüngere Sportlerinnen gerichtet und vielleicht stellt man auch fest: Die können es auch. Und wenn dann der Spot nicht grell genug ist, dann dreckelt man ein bisschen oder schickt ein paar Giftpfeile und die werden dankend von der Presse aufgenommen. Ist ja immer gut, wenn sich die Stars etwas angiften und alles zur Krönung noch über Social Media verbreiten. Und nach der grossen Ankündigung des Comebacks passiert es, die Stars verletzen sich an Orten, an denen sie sich doch noch nie verletzt haben. Und die Folge, ein Comeback in den Ruhestand, aber nicht einfach so. Dann schnappen sich der Journalist des Vertrauens und der noch oder ehemalige Star einen Stuhl vor ein Panoramafenster und letzterer erzählt mit Tränen in den Augen von der grossen Karriere und vom Comeback und vom Comeback des Comebacks. Gut ist es auch, ein Buch hinterher zu jagen, damit wirklich die ganze Welt weiss, wie und wo man am absoluten Tiefpunkt des Lebens war und wie man wieder aus dem Loch herausgefunden hat. Natürlich mit Familie und Freunden, die man doch so sträflich vernachlässigt hat während der Karriere. Oder aber man fährt wieder in die Top 10 und schafft es, den Spot auf sich gerichtet zu haben – das wahrhaftig perfekte Comeback. Der Sport ist das neue Showbiz, grosse Firmen buhlen um die schönen, jungen und attraktiven Sportlerinnen und Sportler. Neid? Nein, eine Beobachtung. Freunde des Lebens, was ihr damit macht, sei euch überlassen.


Manchmal wünsche ich mir aber Comebacks im richtigen Leben. Von Menschen, die ihre Branche verlassen haben und zurückkehren sollten, weil sie eben die Branche ausmachen. Oder Menschen, die sich aus was auch immer für Gründen zurückgezogen haben, die aber noch viel zu sagen gehabt hätten. Erfolg ist nicht immer gleich Karriere mit Rampenlicht, mit Teilnahmen an Podiumsdiskussionen. Erfolg kann auch einsam machen, die Luft dort oben ist dünn. Man muss sich nicht erst um die so genannten Freunde kümmern, wenn man den Rücktritt gibt, damit diese wieder die Tränen putzen und einem beim Comeback unterstützen. Freunde sind Lebensmenschen, das wird einem immer dann bewusst, wenn man Freundinnen zum Geburtstag gratuliert, die man schon Jahre nicht mehr gesehen hat. Vielleicht ist es genau der Grashalm, an dem wir uns festhalten, um in Kontakt zu bleiben. Und vielleicht sollten wird diese Gratulationen einfach weglassen, weil dieser eine Jahreskontakt so nichts bringt. Prioritäten setzen.


Richtig, Prioritäten setzen und vielleicht Freundschaftscomebacks planen, warum nicht. Diese Gedanken sind wahrscheinlich meiner Altersmilde geschuldet, aber spannend sind sie allemal. Und in meiner Altersmilde könnte ich nun die Freundschaftscomebacks planen, mache ich aber nicht, weil alle, die diesen Blog lesen und sich persönlich betroffen fühlen, haben genau gleich weit. Sagt nicht, ich hätte es nicht versucht. Denn:

«Am Ende werden wir uns nicht an die Worte unserer Feinde erinnern, sondern an das Schweigen unserer Freunde.» Martin Luther King

 
 
 

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