Sollte ich einmal meinen Beruf oder meine Berufungen nicht mehr ausüben können, sei dies aus Altersgründen, oder wenn ich nicht mehr tragbar bin für die Gesellschaft, dann… ja dann nehme ich mich den Namen an. Wenn ich mit dem Tram zur Arbeit fahre, dann fahre ich an vielen Solarien (ist doch die Mehrzahl von Solarium) vorbei. Richtig, die Namen der Solarien faszinieren mich schuderhaft. Aber ich finde sie wie Ländlermusik, gleich und ähnlich. Von Tropical Sun über Hollywood Sun bis hin zu Golden Sun. Aber vielleicht haben die einfach nur die Bräunungsgrade von den Maschinen abgelesen und dann als Namen benutzt.
Grosse, innerliche Diskussionen lösen bei mir auch Restaurant-Namen aus. Oder die Namensgebung von Räumlichkeiten innerhalb eines Hotels – also die Namen dieser Restaurants. Früher gab es ja den Grossen Saal und die typisch schweizerischen Bezeichnungen für die kleinen Räume, nämlich Sääli 1 etc. Der Kreativität sind heute keine Grenzen gesetzt und wenn dann mal der Name sitzt, könnte man auch über die Inneneinrichtung, also das Intérieur, sprechen. Aber das lassen wir mal; dies überlasse ich meinem Bruder Reto (Thronfolge 2).
Früher fand ich auch die Namensgebung von Glacen sensationell. Da gab es Mach 1 (mit Citron) und Apollo (die Rakete) oder Sioux. Es gab auch Plattfuss und mein heissgeliebtes Sandwich. Heute, ja heute machen wir einen auf chic und tun so, als wären wir heissblütige Italiener, die bei der Gelateria anstehen und wählen dann ein hipsteriges Basilikumglace. Wer isst denn schon Vanille oder Mocca? Tsssss.
Ja und dann wäre da noch eine Kategorie, bei der ich gelassen zurücklehnen kann. Wenn Eltern die Namen ihrer Kinder erklären. Ich entstamme ja der Andrea-Brigitte-Monika-Generation. Ah und wenn ich grad dabei bin: Mein Name ist wirklich Tina und nicht Martina, Bettina oder so. Nur damit wir das auch mal geklärt haben. Item. Man kann es ja so handhaben wie die Beckhams; ein Novum damals mit den Namen Brooklyn, Cruz etc. Dann folgten in Hollywood Apple und so weiter und so fort. In unseren Breitengraden gibt es ja schon Vorgaben – Phantasienamen sind meines Wissens nicht erlaubt. Also da frage ich eine Mutter oder einen Vater, wie denn das Kind heisst und dann geht’s los. Ich gebe ein Beispiel: «Unsere Tochter heisst Seraina, wir gehen immer ins Engadin in die Ferien.» Oder: «Unser Sohn heisst Luca, wir sind grosse Italienfans.» Dann gibt es die Julie, weil sie in Paris gezeugt wurde und die Aloha, weil man grad für den Triathlon auf Hawaii trainierte. Oder es wird einem erklärt, dass die Vorfahren aus dem hohen Norden stammen und deshalb gab es einen Lars. Warum in aller Welt muss man das immer erklären? Ja, warum? Ist man sich etwa doch nicht so sicher? Gleich noch etwas zu den Debatten bei Geburtenkarten: Nebst dem Namen werden Farbe, Foto, Format und weiss ich was alles diskutiert und die Haarlänge und die Fäustchen und jöh und so. Was bin ich froh, hier einfach mal den Sitz nach hinten zu kippen im Wissen – ich muss mir darüber nie Gedanken machen.
Liebe Leute – es könnte sich lohnen, so ein Name Consulting mit witzigen Claims und tatütata zu gründen. Man denke da nur an den Preis des Namens «SWISS».
Wer macht mit? Bewerbungen an mich. So geht das mit Neugründungen.
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