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Ich, meine Freundinnen und das Alter

Kürzlich traf ich mich mit drei Freundinnen zu einem richtigen Mädelsabend. Ich bin die Älteste, der Altersunterschied ist zwar minim, aber immerhin ein Jahr. Ich muss dazu sagen, wir haben uns sehr sehr lange nicht mehr gesehen, vor allem in dieser Formation. Wir kennen einander seit über 20 Jahren und hatten in unseren wilden Jahren eine wirklich sehr intensive Lebensphase. Um es mal ein bisschen vornehmer auszudrücken als wenn ich schreiben würde, wir hätten total die Sau rausgelassen. Nun, wir sind also älter geworden, reifer und was so alles dazugehört in unserer Altersklasse, so kurz vor 50. Ohne Kinder älter werden ist ja bedeutend schwieriger, denn die sagen einem, was peinlich ist im Alter und was nicht. Item, wir sassen also im Restaurant, nahmen die Speisekarte zur Hand und es ging los.

Die eine musste ihre Brille von der Nase nehmen, weil sie mittlerweile auch in die Nähe nicht mehr gut sieht, der anderen musste man vis-à-vis die Karte halten, damit sie überhaupt etwas sieht und die dritte hatte zwar ihre Kontaktlinsen drin, aber auch sie sieht in die Nähe nicht mehr gut. Ich habe diese Runde gewonnen, ich stehe nun dazu und trage eine Gleitsichtbrille, die jedes Budget ruiniert. Jaja, als Brillenträger wird man im Alter so richtig abgezogen. Mittlerweile brauche ich nicht nur Gleitsicht, nein nein, ich brauche auch eine PC-Brille, dann benötige ich korrigierte Sonnenbrillen und mittlerweile sicher noch eine Sportbrille. Denn ich sehe aus einer gewissen Distanz in jedem Hydranten einen Dobermann auf mich zukommen. Nein Leute, ihr wollt nicht wissen, wieviel Geld ich für Brillen ausgebe. Es sind tausende von Franken. Und ich bin ja sowas von eitel; früher gehörte ich zur Generation der notorischen Kontaktlinsenträger, ich trug sie praktisch Tag und Nacht und hierzu muss ich sagen, damals gab es noch keine Monatslinsen, die man Tag und Nacht während einem Monat tragen kann. Brille? Vergesst es. Ich würde heute auch nie mit meiner normalen Brille Sport treiben, geht einfach nicht.

An diesem besagten Abend haben wir natürlich auch über die Haarfärberei gesprochen. Zwei von uns, und da gehöre ich dazu, werden ja immer ein bisschen heller in Sachen Haarfarbe und wir belassen es so. Es gehört zu mir: So dunkel wie ich einmal war, so hell werde ich; es stresst mich wirklich nicht und es hat mich auch noch nie gestresst. Aber die zwei anderen färben also ihre Haare und das bedeutet irgendwie auch Stress, etwa so wie ich mit meinen fünf Brillen.

Eine Kollegin hat mal zu mir gesagt, das Alter erkenne man daran, wenn man bei den Open-Air-Plakaten die fett gedruckten Bands nicht mehr kennt. So ist es, ich kenne diese schon lange nicht mehr. Aber auch diese Tatsache stresst mich überhaupt nicht mehr. Ich muss sagen, ich gehöre zu den Menschen, die kein Problem haben, älter zu werden und ich bin sehr dankbar dafür. Es ist wirklich schön, wenn man nicht mehr cool sein muss, wenn man den Fünfer mal gerade sein lassen kann und überhaupt: Ein bisschen gelassener und grosszügiger durchs Leben zu gehen hat durchaus Vorteile.

Wenn man solche Abende hat, wie ich einen mit meinen alten Freundinnen hatte, ist ein grosser Nachteil des Alters der, dass die Regenerationszeit bedeutend härter und länger ist. Aber man kann es mit einem Lachen nehmen und denken, dass der Abend so schön war – was soll‘s, leiden wir ein bisschen und pflegen uns halt. Es rennt uns nichts mehr davon, der Moment war viel wichtiger. Obschon; die letzte Flasche Wein war überflüssig und die Zigaretten in dieser Menge ebenfalls. Die SMSen am nächsten Tag waren aber wiederum unisono.

«Wie geht es dir?» – «Brummschädel und ein bisschen übel, aber egal, es war so schön.»

Es sagte mal jemand zu mir: «Freunde braucht man erst ab 50.» Da bin ich nicht einverstanden, denn Freunde braucht man immer, aber erst recht, wenn wir älter werden. Ich freue mich auf meinen 50sten, dann lassen wir es so richtig krachen.

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