Ich liebe es, sie zu beobachten, wenn sie in der Küche sind. Wie die Handgriffe sitzen und wie sie den Alltag meistern, ohne zu jammern. Ihre Handgriffe sitzen aber nicht nur in ihren Spezialdisziplinen, nein, ihre Handgriffe sitzen in gefühlten zwanzig Disziplinen. Und irgendwie haben sie alle ihre Spezialdisziplin, aber sie ähneln sich alle und das macht sie einfach unwiderstehlich. Bescheiden gesagt bin ich wirklich sehr schnell auf der Tastatur, die Buchstaben fliegen über die Seiten. Auch habe ich das Gefühl, ich sei wirklich gut, wenn ich hinter dem Bügelbrett stehe. Aber sonst so? Letze Woche habe ich meine Mutter besucht und ich musste einmal mehr sagen, es ist unglaublich, wie ihre Handgriffe im Haushalt sitzen. Oder wenn sie bügelt – sie ist mir weitaus überlegen in Sachen Geschwindigkeit. Den Hausfrauen über die Schulter zu schauen ist ein wahrer Genuss und ich kann es noch so üben, ich bringe diesen Schwung einfach nicht hin. Wenn sich die Hausfrauen die Finger waschen, sich das Waschbecken unter einem Fenster befindet, dann schauen 95% der Hausfrauen kurz aus dem Fenster. Herrlich, ich habe das schon x-fach beobachtet. Und dieser Blick und das Händewaschen, alles identisch. Oder wenn sie die Abwaschmaschine aus- oder einräumen. Eine Tätigkeit, die ich gar nicht gerne mache, aber die sind so schnell und ruck zuck ist das Geschirr dort, wo es hingehört. Bei mir lärmt und scheppert es immer, nicht so bei diesen Frauen. So und nun zu dem Teil, der mir mit diesem Blog am Herzen liegt. Die Arbeit der Hausfrauen wird immer noch belächelt. Viele dieser Frauen gehen noch ihrem Beruf nach, um sich in dieser Gesellschaft zu bestätigen und es ist auch gut für ihr berufliches Ego, was ich auch verstehen kann. Was ich jedoch nicht verstehen kann, ist eben dieses Belächeln. Liebe Freunde, wenn ich so das Leben meiner Mutter und vieler Mütter meiner Kolleginnen und Kollegen betrachte, dann haben diese Frauen im Minimum vier Berufe ausgeübt. Sie haben nebst der immensen Haushaltarbeit ihren Männern im Betrieb geholfen, ich weiss nicht, wie viele Nächte sich meine Mutter im Büro mit der Buchhaltung um die Ohren geschlagen hat. Sie haben Kinder aufgezogen, ja, SIE haben sie aufgezogen, die Väter haben ein bisschen mitgemischt. Und auf dem Land ist es üblich, dass man sich noch um die Eltern kümmert und gewisse Pflegearbeiten und auch dort viele Haushaltsarbeiten auf sich nimmt. Einfach so. Jammern? Fehlanzeige. Gestresst sein? Fehlanzeige. Krank? Fehlanzeige, konnten sie ja nicht, ansonsten fiel das System in sich zusammen. Und wenn ich manchmal so gewisse Herren höre, die mit den Augen rollen, wenn sie «Hausfrauenküche» hören, dann möchte ich gerne mal sehen, wie sie sich anstellen, wenn sie nebst ihrer Haupttätigkeit noch vier weitere Tätigkeiten so nebenbei machen und dies in einer Geschwindigkeit und Perfektion, dass in einem fast der Neid des Besitzlosen platzt. Diese besagten Herren, die sich dann und wann einem Rezept ihrer Mütter bedienen, dies gross proklamieren, so dann auch das richtige Medium vor ihnen oder bei ihnen steht. Und beteuern, dass sie die Basis bei ihrer Mutter gelernt haben undundund. Beim Füllen der Waschmaschine und Einstellen des Bügeleisens haben sie gefehlt. Auch gefehlt haben sie bei der Entsorgung des Altglases oder des Altpapiers und den Staubsauger kennen sie heute noch aus den Medien. Ist auch nicht so sexy zu sagen, «Staubsaugen habe ich bei meiner Mutter gelernt». Ich sage es, Bügeln habe ich wirklich von Mutter Müller gelernt, aber hallo! Und es ist mir grad ziemlich egal, ob dies jetzt sexy ist oder nicht. Letzthin hat mir eine Kollegin erzählt, dass am Morgen des Geburtstages ihrer Tochter diese zu ihr gesagt habe. «Mama, gell du bringst den Kuchen in der grossen Pause in die Schule»... und dann fiel der Mutter siedend heiss ein, «ich habe den Kuchen meiner Tochter vergessen!» Bäckerei? Nein, nein, nachdem der Teenager das Haus verlassen hatte, wurde die Kenwood aus dem Schrank gerissen und los gings. Zur grossen Pause marschierte die Mutter mit dem Kuchen in die Schule. Nein, sie sind nicht Manager, denn wären sie Manager, hätten sie eine Assistentin, die den Kuchen organisiert hätte. Im Jahr 1967 suchte die Zeitschrift Annabelle «Die perfekte Hausfrau». 2000 Frauen haben sich angemeldet; heute würden sich glaube ich keine 2000 Frauen anmelden. Ist auch nicht nötig, die perfekte Hausfrau gibt es nicht. Sie sind alle auf ihre Art und Weise Pionierinnen. Ich liebe sie heiss, sie sind Heldinnen – meine wahren Heldinnen.
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