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Es muss raus. Darf ich?

Ich war in den Ferien und Ferien sind nebst den ÖV’s eine Quelle meiner Blogs. Ich fuhr durch den Gotthard und vor uns fuhr so eine uralte VW Passat Diesel Schleuder. Die Heckklappe war bereits schwarz gefärbt von seinen Dieselwolken. Vor dem Gotthard wird dann noch ein bisschen gedrückt, bevor es zum Einstellen vor der Ampel geht. Dort kommt das erste Formel 1 Feeling auf, auch bei mir. Denn eines wusste ich, hinter diesem Stinker fahre ich nicht durch den Tunnel. Tatsächlich, kurz vor der Ampel wollte der Diesel auf die linke Spur wechseln, also vor mich. Jetzt, meine lieben Freunde, jaja ich weiss, ich hätte auf rechts wechseln können, so ganz smart. Hätte ich gemacht, ich fahre schliesslich GTI und wäre beim F1 Start schneller gewesen als Diesel, aber rechts stand schon ein LKW. Diesel hat ein wenig nach links gedrückt und ich habe so getan, als wäre ich in seinem toten Winkel und habe gehupt und fuhr vor ihn. Darf ich das?

Darf ich das? Mit diesem Gedanken fuhr ich in den Tunnel und diese Frage beschäftigte mich während meiner Ferien. Hand aufs Herz, liebe Freunde. Noch nie den Gedanken gehabt, mal wirklich seine Meinung kundzutun, obwohl man genau weiss, dass von den zehn Personen, die am Tisch sitzen, neun die Aussage nicht gut finden? Sie sind doch immer noch Freunde und sollten es noch bleiben, nur wegen einer Aussage bzw. einer Meinung die man hat. Und jetzt begebe ich mal so richtig auf Glatteis.

Ich finde nämlich tief in meinem Innersten das Wallis schön, mag aber die Walliser nicht. Ich finde Synchronschwimmen doof und dazu gibt es kein ABER.

Darf ich das? Einfach mal so rausposaunen? Nur damit wir uns richtig verstehen, die Liste liesse sich verlängern. Das sind meine persönlichen Darf-ich-das-Fragen. Und auch damit wir uns richtig verstehen, ich meine das auch so. Unmissverständlich.

Oder darf ich einer völlig hyperaktiven Shopperin im Shoppingcenter sagen: «Wissen Sie was, lassen Sie doch mal Ihren Mann beim nächsten Shoppingtag zu Hause, oder setzen Sie ihn beim Baumarkt ab.» Denn wenn sie hysterisch in der Kabine steht und der arme Typ muss dann doch die grössere Nummer im Laden suchen und weiss doch gar nicht, wo seine Frau die Bluse rausgerissen hat ¬– ach, kein schöner Anblick. Da kam mir die Idee von austauschbaren Etiketten, die Dinger am Kragen oder Hosenbund. Man könnte diese Nummern weltweit so anschreiben, für welche Grösse sie tatsächlich gemacht werden und an der Kasse könnte man sich dann ein anderes Etikett einnähen lassen. Diese Etiketten haben nicht nur ihren Preis betreffend Idee, sondern auch ihren Preis betreffend Grösse. Eine XS wäre dann sicher teurer als eine XL. Weil die XS-Etikette eine grössere Nachfrage hat. Wer in aller Welt lässt sich freiwillig eine XL-Etikette einnähen. Freiwillig schneiden wir aber das verschmähte Ding raus. Ich habe es übrigens auch schon gemacht, nicht etwa, weil es mich gekratzt hat, nein, weil ich beim Bügeln dieses XL-Ding nicht anschauen wollte. Bis ich gemerkt habe, wenn ich die Bluse, das Shirt oder was auch immer trage, sehe ich ja das XL-Ding nicht.

An der Kasse würde dann nicht nur gefragt «darf ich Ihnen eine Tasche geben?» oder was auch immer, sondern «welche Etikette hätten sie denn gerne?» Und natürlich wären die Etiketten auf einer Tabelle, damit man mit dem kleinen XS-Finger auf das gewünschte Etikett zeigen könnte. Ganz diskret und so schön wäre es. Das Label zeigen und dann noch mit geschwellter Brust das XS raushängen lassen. Ich würde so viele Menschen glücklich machen – mit einem Etikett.

Darf ich? Soll ich? Habe ich schon mal gefragt, ob ich etwas darf?

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