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Eine Hommage an die Minibar

Es ist an der Zeit, mich mal wieder zu einem beruflichen Thema zu äussern. Aus aktuellem Anlass wähle ich die Minibar, die mittlerweile ja total out ist. Die Minibar hatte ihre Hochblüte während meiner Ausbildung und nun wird sie so richtig fies behandelt. Dabei war oder ist die Minibar für mich jedenfalls ein Hit. In einem meiner ersten Blogs habe ich darüber geschrieben, dass ich mich im Hotel nicht wie zu Hause fühlen möchte und das ist immer noch so, denn zu Hause habe ich keine Minibar im Schlafzimmer. Diese kleinen, herzigen Schnapsflaschen, die kleinen Weinflaschen, das Bier, die Erdnüsse undundund. In meinen ganz aktiven Hoteljahren habe ich Minibarzettel verbucht, da war ich so richtig flott unterwegs. Wir haben Wettrennen veranstaltet, wer schneller buchen kann und ab und zu haben wir uns auch vertippt und diese Wettbewerbe waren nicht immer zur vollsten Zufriedenheit unserer Vorgesetzten.

Eine weitere Erfahrung während meinem USA Hoteljahr: die Zwangsversetzung von der Telefonzentrale in die Minibaraufnahme. Ich musste also mit einem riesigen Wagen (die Amerikaner lieben die Minibar) von Zimmer zu Zimmer und den Minibarbestand aufnehmen. Eine launige Arbeit und ich wusste, ich musste durchhalten sonst würde ich den Sprung in den Roomservice nie schaffen. Also habe ich während einem Monat Minibardienst gemacht. Als Vorgesetzte hatte ich eine Amerikanerin, die mir die Minibarhölle heiss gemacht hat. Die kommandierte mich und meinen Wagen rum, da wusste ich am Abend was ich getan hatte. Aber ich wusste bestens Bescheid über das Angebot und das Konsumverhalten der amerikanischen Minibargäste. Noch heute muss ich grinsen, wenn ich die OREOS sehe, denn die waren der Verkaufshit.

Eine Geschichte aus den Jugendjahren: Als ich in der Hotellerie gearbeitet habe, haben wir gute Arbeit geleistet – denn mit dem Trinkgeld konnten wir uns eine Übernachtung in einem 5-Sterne Haus im Tessin leisten. Völlig aufgedreht fuhren wir also ins Tessin und kamen gegen den frühen Abend an. Zimmerbezug. Dann als erstes: stimmiges Minibar-Testen. Als wir später zurückkamen von einem tollen Abendessen und einem unvergesslichen Disco-Bar-Abend, zogen wir von Zimmer zu Zimmer und plünderten jede Minibar. Unglaublich aber wahr und ich weiss, es gibt Leute die lesen meinen Blog und die waren damals dabei und ich bin mir sicher, die haben das auch nicht vergessen.

Also, heute ist es so, dass die Gäste sich doch an der Hotelbar treffen sollen zu einem stimmigen get together Apéro oder einem klassischen Absacker. Mineralwasser sollen die Gäste im Hotelrestaurant trinken und nicht im Hotelzimmer. Da viele Gäste die Konsumationen der Minibar nicht angegeben haben, wurde dies alsbald zu einem Verlustgeschäft erklärt. Einverstanden, stimme ich zu. Also räumt man die Minibar aus dem Zimmer und weg ist sie. Oder aber man lässt sie stehen und dies leer, denn man kann dann seine eigene Mineralwasserflasche in den Kühlschrank stellen, oder die Früchte die man vom Frühstücksbuffet mitgenommen hat oder oderoder. Es gibt wirklich nichts Deprimierendes, als einen leeren Kühlschrank. Schon nur das Licht, das einem entgegenblendet, nur weil der Kühlschrank leer ist, ist grenzwertig. Und all die kritischen Gäste, die immer gejammert haben, dass die Mitarbeiter vom Empfang beim Check-out sich als erstes erkundigt haben sollen, ob man noch eine Minibarkonsumation gehabt habe, verstummen nun. In Österreich würde man sowas nie tun, niemals.

Es gibt Gäste, die es sich nach einem Arbeitstag im Bett gemütlich machen, hemmungslos Chips und Erdnüsse essen, Wein und Bier trinken und TV schauen wollen. Die wollen nicht in die Hotelbar, die wollen mit sich und der Minibar ein Fest feiern. Und vielleicht wollen die noch im Pischi oder nackt auf dem Bett tanzen und das können sie, wenn sie mit der Minibar ein Fest feiern. Nicht, dass man dies in der Hotelbar nicht auch tun könnte, aber ich bezweifle, ob es gut ankommt.

Ich persönlich vermisse sie – die Minibar. Denn Feste müssen gefeiert werden, wie sie eben aus der Minibar fallen.

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