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Brunch-li

Brunch geht gar nicht bei mir. Ich gehöre zu der Kategorie Mensch, die gerne im Pischi und nur mit gewissen Menschen Zmorge isst. Und ich bin ein kleiner Morgenmuffel und morgens ist meine Kommunikation im Low-Budget-Bereich anzusiedeln. Schon als Kind entging ich dem familiären Frühstückstisch bei Müllers. Meine Nächsten wissen um meine morgendliche Anlaufzeit, lassen mich auch in Ruhe und lassen mir meine Zeit.

Ich wurde schon zum einen oder anderen Brunch eingeladen und bin auch artig hingegangen. Brunch gehört für mich in die Kategorie «halbe Sachen», nicht richtig Frühstück und nicht Mittagessen. Ich bin ja auch nicht ein Znüni- oder Zvieri-Typ, das ist so etwas zwischendurch. Gehe ich also zu einem Brunch, dann komme ich einfach nicht auf meine Betriebstemperatur, weil ich sollte dann mit halbleerem Magen hingehen und aus dem Haus gehen ohne was geht bei mir nicht. Morgens habe ich mein Ritual und ich mag dieses nicht mit anderen Leuten teilen und schon gar nicht mag ich mit anderen Leuten halbe Sachen machen.

Letzthin habe ich auf einem Lokalsender eine Radiowerbung gehört. Da hat ein namhaftes Restaurant Werbung gemacht für den Sonntagsbrunch mit dem Zusatz «gmüetlich zmörgele». Ahhhh und da könnte ich die Wände hochgehen, da rast mein Puls! Da bin ich voll und ganz Mutters Tochter. Diese blödsinnigen Verniedlichungen machen mich rasend. Wenn man mich so richtig in Rage bringen will, dann wünscht man mir «äs schöns Tägli» oder schreibt unter eine E-Mail «liebs Grüessli» und dann seht ihr mal die sprachliche Rakete hochgehen. Oder wenn man mich fragt, «weimer mal zäme gah aperöle»… jöh, so chly aperöle, so gmüetlich. Da rauscht es in meinen Ohren.

Wir waren mal in einem Restaurant, zugegeben es waren viele ältere Leute dort, mit oder ohne Hörgerät. Der Kellner, ein sehr sympathischer junger Mann mit ausgesprochenem Thurgauerdialekt, meinte es nur gut. Aber als er in einer Lautstärke unsere Bestellung runter ratterte, da sank ich immer tiefer in den Stuhl. Fremdschämen und nur wegen dieser dämlichen Li-Kultur. Das ging nämlich so: «Nemet Sie no ä Salötli vorus?» Oder so: «Döri mitem Desserwägeli verbi cho, denn chönnt sie ä Glüschterli ussueche oder i chann au mitem Schnapswägeli verbi cho».Thurgau hoch drei. Aber in Berndeutsch tönt das nicht besser mit diesem Li. Da höre ich immer wieder das Käfeli, ein Zigarettli, äs Glesli Wy usw. als ob Hochgenuss mit dem Li weniger schlimm wäre.

Diese Niedlichkeit finde ich übrigens auch so daneben, wenn Erwachsene mit Kleinkindern kommunizieren. Dieses «Tütütu» und «schau ein Häseli» oder miera ein Eseli oder ein Chuehli... macht es auch nicht besser. Im Höchstfall wird noch mit der Vertonung ein «I-ah» oder ein «Muh» imitiert. Klar, ich verstehe das nicht, weil ich keine Kinder habe. Aber ich verstehe die Kinder, wenn die das total daneben finden. Weil die Kinder schauen dann immer so kritisch, wenn man mit dieser Tütütü-Leier loslegt. Eine Kuh ist und bleibt eine Kuh und ein Kuh-Li ist meiner Meinung nach ein Kalb.

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